TOMAK
TOMAKS DENKEN
Auf den ersten Blick scheint Vieles zunächst willkürlich und zusammenhanglos zu sein. Doch TOMAKS Arbeiten sind Tableaus in der doppelten Bedeutung des Wortes. Im Französischen bezeichnet Tableau nicht nur das Gemälde, sondern auch eine „Serie von Serien“, eine „Folge von Folgen“, den „Raum einer Streuung“ wie Michel Foucault dies so treffend definiert hat. Der Künstler schafft ein Ensemble von Bildern, die er dann in Beziehung zueinander setzt und kreiert dadurch einen „Raum des Wissens“. Jedes Bild ist das Ergebnis von Überlegungen, Erkenntnissen, Lösungen und Bewegungen, sie sich im Geviert des Bildträgers kristallisieren und sedimentieren. Es handelt sich nicht bloß um eine Zustammenstellung von Bildern zu einem bestimmten Thema, um eine Verschränkung teils heterogener Motive und Zeichen zu einem Resumé, sondern um ein „Denken durch Bilder“. Der Bildraum wird zum Raum des Fragens, zum Forum des Argumentierens, zur Arena der Auseinandersetzung mit dem Humanum im Laufe der Geschichte. Doch TOMAK macht es uns mit der visuellen Struktur seines Denkens nicht einfach. Wir stehen einer verwirrenden Fülle von Denkfiguren gegenüber, die sich aus einer metaphernreichen Bildsprache speisen, die wissenschaftliche Theoreme mit technischen Plänen, anatomische Darstellungen mit popkulturellen Phänomenen, (kunst)historische Zitate mit Alltagsgegenständen verschränkt und dies alles mitunter zu brüsk hingesetzten Behauptungen bündelt. Ein erster Schritt zum Verständnis dieser „Schautafeln“ wäre, in die Struktur der Motive einzutauchen und zu fragen, welche Bilder es sind, die er auswählt und analytisch demontiert und remontiert.
Man kann bei den einzelnen Blättern nicht von einer letztgültigen Aussage sprechen, sondern sollte diese als Konfigurationen, als Momentaufnahmen seines visuellen Denkens betrachten.
Denken hat immer etwas mit Flexibilität, Beweglichkeit und Metamorphose zu tun und so wird das Mannigfaltige nicht zu einer logischen Einheit zusammengeschnürt, sondern zu einer offenen Konstellation montiert. Versucht die Wissenschaft aus unterschiedlichen Elementen ein System zu formen, quasi aus den zerstreuten Gliedern einen Korpus zusammenzufügen, so zerstückelt TOMAK diesen Körper und setzt seine Teile in Juxtaposition zu Objekten, die man gemeinhin nicht damit zusammendenken würde. TOMAK exponiert um zu disponieren, er zeigt, um zu zergliedern, er montiert, um die Klüfte zu offenbaren, die zwischen den Bildelementen klaffen. Und diese Zwischenräume sind die Freiräume des Geistes, die Fugen der Imagination. Disposition bedeutet eine Konfrontation von Differenzen, einen Zusammenprall von Heterogenitäten. Sie impliziert jedoch auch immer eine spezifische Dialektik. In seiner altgriechischen Wurzel bedeutet dialegesthai „eine Kontroverse austragen“, eine Differenz (dia) in die Rede (logos) einführen und die Dialektik steht somit für eine Denkweise, die divergierende Standpunkte mit dem Ziel einer vereinheitlichenden Erkenntnis zusammenführt. Es ist die Verbindung zwischen der Ordnung durch einen vorgegebenen begrenzten Raum (der Bildträger) und dem Chaos einer rhizomartigen Gedankenstruktur. Es ist ein Denken en fusées, das sich darin manifestiert, ein Denken, das mit der Zeit zu tun hat, denn fusée (im Sinne von Schnecke) bezeichnet im Französischen einen Teil des Aufzugsmechanismus von Uhrwerken; ein Denken der verschlungenen Pfade, denn fusée ist auch das auf die Spindel eines Webstuhls aufgespulte Garn; ein Denken des genierartigen Aufblitzens, denn eine dritte Bedeutung von fusée ist die der Rakete. Und wie „Lichtblitze“ schießen gewisse Bilder und Konstellationen in seinen Werken auf. TOMAKs Zeichensetzungen sind Denkspuren. Ihr Rhythmus ist der des Gedankensprungs. Ihre Aussage bleibt offen. Roman Grabner, 2015
Auf Wunsch senden wir Ihnen gerne eine Liste der verfügbaren Werke zu.
Tomak Posterboy of antikunst beuys TOMAK